Was verhindert und unterbricht erfüllte Beziehungen?
Große Frage, die ein eigenes Buch bräuchte. Ich möchte dich dennoch mitnehmen und einige Dinge aufzeigen, die regelmäßig in menschlichen Beziehungen „zwischen uns“ stehen und uns damit natürlich auch fördern und uns entwickeln lassen. Diese Themen sind so immens groß, dass es oft nicht ausreicht das Human Design von dir oder deinem Gegenüber zu kennen. Du darfst diese vielen Themenbereiche so miteinander koppeln, wie es für dich stimmig ist. Ich möchte Anregungen geben, damit du erkennst warum so viele Menschen ihre Essenz nicht leben und damit dein Verständnis leichter wird dafür, dass manche Menschen sehr starken Konditionierungen unterliegen und gar keine gesunden Beziehungen im Leben etablieren können. Wie immer gilt auch hier: Nur das Wissen reicht nicht aus um aktiv etwas zu verändern. Bitte tauche selbständig tiefer in diese Themen ein, wenn du merkst dass sie ein Thema in deinen Beziehungen und in dir selbst sind.
Glaubenssätze und Handlungsmuster
Glaubenssätze entstehen vorrangig in den ersten 8 Lebensjahren und wir tragen diese als Erwachsene in all unsere Beziehung mit z.B. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Glaubenssätze können uns dazuführen, dass wir als Erwachsener aus einem bestimmten Grund handeln, den wir selbst oft nicht erklären können, der uns am Ende aber schützen soll(te). Diese Muster hemmen uns oft, das wahre Wesen zu zeigen oder auch das des Gegenübers kennenzulernen.
Die innere Kinder Kampfarena
Wenn Erwachsene Menschen ihre Boxhandschuhe anziehen und sich selbst verletzten und gegenseitig ständig triggern, auf die Palme bringen und doch nicht voneinander lassen können, dann sind die inneren Kinder am Start. Die inneren Kinder (Sonnen- und Schattenkind) zeigen sich immer im kindlichen Verhalten eines unerfüllten Bedürfnisses aus der Kindheit, was dazuführt, dass Erwachsene nicht neutral, diplomatisch und bewusst kommunizieren, sondern sich die Schippe über den Kopf ziehen wollen. Meist zieht das Verletzung nach sich, Streit, Diskussionen, Unruhe und emotionales Ungleichgewicht. Ein erwachsenes Verhalten und reflektierte Gespräche kommen aber nicht zustande, wenn es in beiden Beziehungspartnern immer brodelt oder wenn eine Mutter sich von ihrem Kind ständig getriggert fühlt. Ich empfehle an der Stelle die Bücher von Stephanie Stahl, zum eintauchen. Die innere Kind-Arbeit ist für mich die Wichtigste um sich selbst besser zu verstehen und friedvolle Beziehungen zu etablieren.
Das „Wir-sind-alle-gleich-Denken“
STOP! Denn dem ist nicht so. Großes Konfliktpotenzial in Beziehungen hat es, wenn man gelernt hat, dass alle Menschen denselben Lebensweg gehen müssen, alle dieselben Fähigkeiten haben und jeder dieselben Träume und Ziele. Erreicht man das nicht oder geht einen anderen Weg ist man schlichtweg gescheitert, falsch, das schwarze Schaf, der „Freigeist“ der, der nichts auf die Kette kriegt. Aus dieser Annahme heraus, dass wir alle gleich sein sollen (was nicht zuletzt aus den politischen Systemen der letzten Jahrhunderte entstand) entstehen Druck, Vergleich, Zwang und auch das „ziehen“ am Gegenüber, das sich doch bitte so verhalten soll, wie ich es für richtig halte. Danke, Human Design, dass du uns klar machst, dass die vorherrschende gesellschaftliche Meinung, darüber was ein stabiler Lebensweg ist (Baum, Haus, Kind, Beamtentum, Ehe) nur tatsächlich für 3% der Menschen zutrifft, irre oder? Individualität ist das Stichwort, dass nicht gern gesehen und gehört wird, was wir aber dringend brauchen um unsere inneren Potenziale freizusetzen.
Taubheit für eigene Gefühle und Emotionen
Es ist nicht schön zu sagen aber aufgrund unserer Erziehungen und Prägungen sind die meisten Menschen für ihre eigenen Bedürfnisse taub und können gar nicht benennen was sie fühlen, brauchen und wer sie sind. Sie funktionieren einfach. Diese Taubheit für den eigenen Körper und der Verlust zur Natur nimmt immer größere Ausmaße an und entfernt den Menschen von sich selbst. Unser Gegenüber kann also oft gar nicht kommunizieren, was er will und braucht und muss das schrittweise lernen. Zudem gilt oder galt es als Schwäche emotional zu sein oder wild, in der Öffentlichkeit zu weinen oder Wut rauszulassen. Diese inneren Sperren und die Taubheit tragen leider eine Menge von uns mit sich herum, was es schwer macht in echte Beziehung zu einem Menschen zu treten.
Keine Reflektions- und Kommunikationskultur
Kurz – wir checken nicht regelmäßig miteinander ein und reden darüber wie wir uns fühlen, was wir brauchen, was Dinge in uns auslöst. Wir kommunizieren nicht, ziehen uns zu oft zurück, schlucken Dinge runter oder halten den Mund „um der Harmonie willen“. Das betrifft die Kommunikation und Reflektion mit anderen aber zunächst mal die mit uns selbst. Wenn ich nicht weiß was ich brauche oder warum ein Gefühl in mir entsteht, wie soll mein Gegenüber es dann wissen? Wenn ich nicht sage, dass ich Angst habe, wie kann mein Gegenüber mir Schutz bieten? Offene Kommunikation und auch Reflektion macht verletzlich und gleichzeitig fördert es eine tiefe Ehrlichkeit und Verbindung zutage, die ich mir für alle Beziehungen wünsche. Damit das Rätsel raten eine Ende hat, damit ich weiß, was in meinem Gegenüber vorgeht und wann ich ihn in Ruhe lassen soll. Leider ist diese Gesprächskultur wenig etabliert was oft zu Missverständnissen führt oder dazu, dass ich meine zu wissen, was mein Gegenüber denkt. Und das führt meist zu noch mehr Missverständnissen.
Nicht in der Eigenverantwortung sein
Unendlich viele Beziehungen werden eingegangen, aus falschen Glaubenssätzen heraus oder auch aus Angst, Sicherheitsgedanken etc. Auch das sage ich ungern aber viele von uns haben gelernt, dass es gefährlich ist, sein Leben in die eigenen Hände zu geben, es ist besser sich in Sicherheit zu „fügen“. Die Erzieherin wusste schon besser wie man mit dem Spielzeug spielt, frei laufen durfte man nicht, an die Füße werden Plastikschuhe gepackt und die Fertignahrung ist besser als die Muttermilch, die Eltern schreiben den beruflichen Weg vor (damit man bloß sicher ist), das Ultimum im Leben ist das eigene Haus (das man abbezahlt bis zur Rente) und jede Frau muss im Leben ein Kind kriegen und dem Mann loyal zur Seite stehen bis zum Tod. Die wenigsten Menschen fragen sich was sie eigentlich wollen und trauen sich in „ihre Hände oder ihren Weg zu gehen“, weil sie es schlichtweg nie gelernt haben, dass das eine Option im Leben. Die Verantwortung im Leben für die eigenen Gefühle, für die Gesundheit des Körpers wird immer wieder abgegeben, an den Chef, den Partner, das System, die Politik, die Ärzte, den Berater, die Erwartungen der Menschen um einen herum. Das führt zu sehr schwammigen Beziehungen, Abhängigkeiten und Beziehungsfundamenten die alles andere als gesund, stärkend, liebevoll sind.
Regulierung und Kennen der eigenen Emotionen
Unser Eltern sind unter anderem für uns da um uns zu Co-Regulieren, denn das können Babies und Kinder nicht und lernen den Umgang mit Emotionen, von den nächsten Bindungspersonen. Ich bringe hier das Stichwort Nazi-Erziehung und frühkindliche Bindung. Denn leider hat uns den Umgang mit den eigenen Emotionen niemand beibringen können, der selbst in der Lage war sich zu regulieren. Das führt heute dazu, dass wir haufenweise Erwachsene haben die sich von einem schreienden Baby getriggert fühlen und alles in sich hineinfressen. Die nicht wissen, wie sie mit Schmerz, Wut, Trauer, Freude umgehen. Dieser traurige Zustand ist eher eine Hilflosigkeit, der wir dann in unseren Beziehungen gegenüberstehen, denn was du selbst nicht gelernt hast kannst du auch nicht leben.
Die falsche Suche nach Liebe im Außen – Hauptsache satt!
Unsere Großeltern sind Teil der Nachkriegsgeneration in der es darum ging ein Land wieder aufzubauen und versorgt, also ernährt zu sein. Diese Zeit brachte leider mit sich, dass Mütter und Väter verfügbar waren, jedoch nicht emotional anwesend. Es ging hauptsächlich darum, den Kindern ein sicheres Leben zu bieten, mit genug Essen. Man hört heute oft den Satz „euch ging es doch immer gut, ihr hattet nichts auszustehen“. Hauptprägung in dieser Zeit sind das Funktionieren, Disziplin, materiellen Besitztum erlangen, Anerkennung für den gesellschaftlichen Status zu bekommen (oft die einzige Anerkennung) und einen vollen Kühlschrank haben. Dieses Gefühl setzt sich bis in meine Generation fort. Wir suchen „Liebe“ vermeintlich in Anerkennung für unser Tun (Karriere), in materiellen Gütern, in Status, im Essen. Wir waren sicher immer alle satt aber nie genährt mit echter Verbindung und Liebe. Dieses Phänomen der Nachkriegsgeneration ist in vielen Beziehungen präsent, in denen sich Menschen, Freunde, Kollegen zusammenschließen um sich „satt“ zu machen aber doch innerlich immer leerer werden. Die Suche nach der Liebe im Außen oder nach der eigentlich mütterlichen-väterlichen Geborgenheit suchen wir oft projektionshaft in den Beziehungen um uns herum, was von Beginn an ein bröckelndes Fundament für eine echte Verbindung ist. Na, hast du dich oder dein Gegenüber erkannt?
Wenn du die tieferen Grundfeste über unsere gesellschaftlichen Prägungen, Bindung und Beziehung verstehen willst, die ich hier wirklich nur skizziert habe, dann empfehle ich dir meine Themenbuchliste am Ende des Buches.
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