Der Manifestor im Human Design – Initiator

Manifestoren gehören mit 8% an der Gesamtbevölkerung zu den eher seltenen Human Design Ty-pen. Als wahre Pioniere und Initiatoren sind sie meisterhaft in der Entwicklung bahnbrechender Ideen. Mit offenem Sakral ausgestattet, dürfen sie allerdings die Planung von A bis Z, sowie die kon-krete Umsetzung ihrer kongenialen Einfälle denjenigen überlassen, die sie hierfür begeistern können und die den Atem für langwierige Prozesse, Koordinierung, und das Miteinander mitbringen.

Der Manifestor ist angewiesen auf den Anderen und nicht dafür gemacht, große Projekte über einen langen Zeitraum zu steuern, zu planen und umzusetzen. Das obliegt anderen Typen wie den Projek-toren und Generatoren. Er ist hier für die Vision, die Magie des Anfangs, die Initiation – dann darf und soll er abgeben und sich Neuem widmen. Es ist eine seiner Lernaufgaben zu erkennen, dass es trotz gegensätzlicher gesellschaftlicher Überzeugung in Ordnung ist, Projekte nicht bis zum Ende zu begleiten. Denn wie soll Raum für weitere Impulse und seine Begeisterung entstehen, wenn er sich zwingt, diszipliniert viel zu lange “dranzubleiben”, wo es doch gar nicht in seiner Natur liegt?! Hier wird deutlich, dass es tatsächlich alle Typen im Zusammenspiel braucht, da jeder von ihnen seine ganz besonderen Talente hat.

Initiatoren benötigen in allen Bereichen des Lebens Freiheit, um sich wirklich entfalten zu können. Als einziger Typ ist der Manifestor von seiner Energie her tatsächlich dafür gebaut zu initiieren. Er steht für das Neue, das Andere und für tiefgreifenden Wandel, was nicht immer bequem ist und durchaus herausfordern kann – denn das Hinterfragen des Status Quo und Veränderung werden nicht immer auf Anhieb beklatscht, schon gar nicht wenn jemand einfach losprescht, ohne das betroffene Umfeld vorab involviert zu haben.

Als Energietyp kann er Andere geradezu elektrisieren und sie wortwörtlich bewegen – im “Guten” wie im “Schlechten”: Durch seine zündenden Ideen und transformativen Impulse leitet er Verände-rung ein und versetzt das Gegenüber in die Lage wirklich loszugehen. Hierin liegt sein Dienst am Menschen und das Potenzial, eine bleibende Auswirkung zu haben, denn ohne eine starke Vision ist Wandel nicht möglich.

Der Initiator wird zum solchen dank seiner Motor-Kehl-Verbindung bei gleichzeitig wahrnehmen-dem Lebenskraftzentrum: Die Kehle, welche für Manifestation und Kommunikation steht, bildet mit dem Herz- oder Emotionalzentrum eine direkte Handlungsverbindung. Nimmt sie einen Umweg von der Wurzel über das Milzzentrum, handelt es sich um eine indirekte Motor-Kehl-Verbindung.

Nehmen wir einen emotional definierten Manifestor als Beispiel: Seine Worte haben die Kraft, Menschen wirklich emotional nachhaltig zu erreichen und sie so für seine Herzensangelegenheit zu gewinnen.

Die Aura des Manifestors

Die geschlossene Aura des Initiators wird auch als abstoßend bezeichnet und sorgt dafür, dass er gut bei sich und seinen Vorhaben bleiben kann, sich nicht von zu vielen Projekten oder Menschen ablenken lässt. Obwohl äußerst mitreißend, bewirkt seine Aura, dass Andere erst einmal zurückge-wiesen werden, was wie ein eingebauter Schutz fungiert: Er hat nicht so viel Energie wie beispiels-weise die sakralen Typen und muss sich auf das ihm Wesentliche konzentrieren, nämlich darauf, Impulse zu setzen und das (sakrale) Feuer zu entzünden. Gleichzeitig ist das Abweisende, Sich-Ent-ziehende in seiner Energie manchen auch suspekt: Sie können den Initiator im wahrsten Sinne des Wortes nicht so recht (be-)greifen – anders wie etwa den Generator. Dies kann dazu führen, dass er entweder sehr schnell für seine Begeisterungsfähigkeit und Kraft geliebt oder auch bekämpft wird, sowie Ablehnung und Hass erfährt. Wenn er sich die Qualität seines energetischen Kraftfeldes be-wusst macht, kann er lernen, Zurückweisung nicht persönlich zu nehmen und sich zu öffnen, wo er dies möchte.

Die Strategie des Manifestors

Der Manifestor vermag unabhängig Energie nach draußen zu geben und zu manifestieren. Dabei ist es unabdingbar, sein Umfeld teilhaben zu lassen an den eigenen Gedanken und Vorhaben. Damit rechtfertigt er sich nicht oder bittet um Erlaubnis. Es geht nur darum, Andere mitzunehmen und mit der eigenen Power nicht zu überrollen – v.a., wenn sie betroffen sind von dem, was er da schon wieder ausheckt. Er baut über seine Strategie des Informierens eine Brücke, wird lesbarer und sorgt so dafür, dass ihm weniger Unverständnis und Wut begegnet. So wird es Anderen leichter, ihm zu folgen und mit seinen blitzschnellen Impulsen umzugehen, die von jetzt auf gleich alles auf den Kopf stellen können, da es viele überfordert, wenn sie nicht darauf vorbereitet sind. Wir leben in einer Welt, die hauptsächlich aus Generatoren besteht, die am Miteinander und dem gemeinsamen Pro-zess interessiert sind und gefragt werden wollen. Entsprechend wichtig ist es für den Manifestor, dies zu berücksichtigen und sich auf die einzustellen, die ihm ja letztlich auch folgen und ihn in sei-nen Plänen unterstützen “sollen”. Entsprechend ist er aufgerufen, sich immer wieder zu vergegen-wärtigen, dass seine Worte und Taten einen direkten Impact auf Andere haben und er weniger Ge-genwind ernten wird, wenn er sie informiert, einbindet und sich abstimmt, ohne dabei tatsächlich um Erlaubnis zu fragen.

Der Manifestor in seiner Kraft

Der Initiator und seine Kraft funktionieren sprintartig und pfeilschnell. Mit offenen Sakral ist es um-so wichtiger, sich regelmäßig ausgedehnte Ruhephasen zu gönnen, denn er kann seine hohe Energie nicht dauerhaft halten und braucht den Ausgleich, um nicht permanent über seine Grenzen zu ge-hen und dadurch auch sein Umfeld über Gebühr dazu anzutreiben. Seine pulsartige Energie kollidiert dabei mit der klassischen Arbeitswelt, die Ausdauer und Kontinuität propagiert. Für kurze Zeit baut er ein enorm starkes Energiefeld auf, entfacht Andere mit seiner Vision, um die Welt von morgen zu erbauen. Er ist aber weniger für die Details und langandauernde Umsetzung zu haben, darf abgeben und sich in den Urlaub verabschieden, wenn er seine Energie ausgespielt hat. Wohl kann er umse-tzen und auch dranbleiben, aber in seiner Grundnatur ist er für etwas Anderes da: Er langweilt sich, wenn er zu lange an etwas arbeiten soll, das keine neuen Impulse und Veränderung ermöglicht, womit er sich seiner Kraftquelle beraubt. Er benötigt die Ruhephasen, um aufzutanken und neue Ideen zu empfangen, um dann gestärkt zurückzukehren und diese mit der Welt zu teilen.

In seiner Energie ist der Initiator sowohl unschuldig als auch stürmisch wie ein junges, ungebändig-tes Fohlen. Angezogen von seiner Kraft und Schönheit, ist er nicht beherrschbar, und das macht vie-len Menschen Angst. In dem Versuch, dieses Ungestüme zu kontrollieren, beginnen sie Grenzpfahle und Regeln aufzustellen oder ihn klein zu halten, doch der Manifestor braucht einen Rahmen, der ihm Entfaltung in maximaler Freiheit, Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung ermöglicht und in dem er seinen pulsartigen Einfällen ebenso folgen kann, wie der Neigung zu plötzlichen Rich-tungswechseln und dem Bedürfnis nach Erholung und Allein-Sein. Er kann führen und Impulse frei-setzen – aber der Anspruch unserer Gesellschaft, dass dies doch bitte-schön konsistent und dauer-haft zu erfolgen hat, missachtet das Energieformat des Initiators: Er darf sich immer wieder zwischen Anspannung und Entspannung bewegen, Wege finden, um in den Körper zu kommen und sich zu erden, und hierin auch bestärkt werden – in seinem eigenen Rhythmus und nicht auf Knopfdruck oder gar am Fließband.

Lern- und Wachstumsthemen des Manifestors

Bereits als Kind ist er motiviert, Dinge neu und anders zu machen, sowie zu initiieren. Entsprechend braucht er keine Vorgaben, Beispiele und Ratschläge, sondern das Gefühl, frei seinem Willen zu folgen, eigene Entscheidungen zu treffen und ausprobieren zu dürfen – innerhalb eines gewissen Sicherheitsrahmens und in Absprache mit den Eltern. Schon früh spürt er sein Anders-Sein und dass er sich mit seiner Sichtweise auf die Welt und den eigenen Visionen vom Rest der Menschheit abhebt. Er stößt sich an Autorität, wo doch selbst eine in ihm schlummert und der er lernen darf zu vertrauen. Auch wenn sein Umfeld an dem, was er als möglich und notwendig erachtet, zweifelt, ist es unabdingbar, dass er sich hiervon frei macht und dem ihm innewohnenden Ruf und den eigenen Impulsen unbeirrbar nachgeht.

Wir bewegen uns in Systemen, die das Manifestor-Sein zwar grundsätzlich feiert, aber eigentlich nicht damit umzugehen weiß. Entsprechend oft reiben sich unabhängige Manifestoren in Kindheit und Jugend an Gesetzen, Autoritäten und Hierarchien, weil sie – so der Vorwurf – zu impulsiv, zu un-beständig und wenig ausdauernd sind und erst mal eine von den vielen Ideen vernünftig zu Ende bringen sollen, bevor sie der nächsten nachjagen. Sie erfahren häufig wenig Bestärkung in ihrem Wesen, sondern erleben Reglementierung und Homogenisierung im O-Ton: “Du musst anders sein und dein Licht dimmen, damit es Anderen gut geht und sie dich lieben können!” Die Folge davon sind Manifestoren, die sich zu stark zurücknehmen und es nicht wagen, sich wirklich in ihrer tatsächlichen Größe zu offenbaren. Eigentlich sind sie geborene Anführer und Herrscher und dazu auf der Erde, ihr Ding´ zu machen, das sie auf Basis ihrer inneren Autorität erwählen dürfen. Alles, was sie einengt – in gleich welchem Lebensbereich – bewirkt Fluchtimpulse in diesem freiheitslie-benden Wesen: Doch nicht immer muss “das ganze Kind mit dem Bade ausgeschüttet” und mit al-lem gebrochen werden. Manchmal braucht es schlichtweg einen Perspektivwechsel oder die Aus-handlung von Konditionen, die ihm genügend Freiraum gewährleisten.

Wir alle entwickeln auf der Basis frühkindlicher Prägungen Glaubenssätze und Verhaltensmuster, die uns ein “Überleben” in Familie und Gesellschaft ermöglichen, uns als Erwachsene jedoch häufig limi-tieren. Als seltener Human Design Typ fühlt sich der Initiator häufig anders, nicht “gut genug” und in seiner eigentlichen Natur nicht lebenswert, weil “zu laut, zu schnell, zu impulsiv”. Da auch er gemocht werden möchte, verfällt er womöglich in übermäßiges People-Pleasing, unterdrückt sein kantiges, unbequemes Wesen und vermeidet es, zu stark aus dem Rahmen zu fallen. Dabei ist er hier, um genau diesen zu sprengen, sowie mit oftmals provozierenden Impulsen Bewusstwerdung und Veränderung zu ermöglichen. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als in Frieden und Freiheit “sein Ding´” machen zu können. Zu spüren, wie sehr das eigene Sein Andere herausfordert und triggert, lässt oftmals eine große Unsicherheit entstehen. Katalysator für notwendigen Wandel zu sein, be-deutet, auf Widerstand zu stoßen. Menschen bleiben gerne in ihrer Komfortzone, während eine der kollektiven Aufträge des Manifestors darin besteht, die Welt neu zu denken und Fortschritte einzu-leiten, wo der Status Quo ausgedient hat. Blicken wir auf die Geschichte, wird deutlich, für wieviel Aufruhr und auch Feindschaft solche Innovationen immer wieder gesorgt haben, bevor sie sich durchsetzen konnten. Es braucht Standing, damit umzugehen, verlacht, verpönt und bekämpft zu werden: Doch in den Ideen und Visionen für eine vielleicht noch ferne Zukunft liegt der Same genau dafür.

Jeder Typ hat neben seiner ganz eigenen Lebensaufgabe, die sich auch in der Körpergrafik zeigt, kollektive Aufträge, um so ihren Beitrag hinsichtlich der Heilung überholter Dogmen, verkrusteter Denk- und Verhaltensmuster und gemeinschaftlicher Wunden zu leisten.

Eine davon besteht darin, die eigene Größe und Einzigartigkeit immer mehr anzunehmen und zu verkörpern, um somit Kraft der eigenen Begeisterung auch wirklich eine Auswirkung auf Andere zu erzielen. Der Initiator darf lernen, dass er den Menschen nicht als das Unikat, das er ist, dienen kann, wenn er sich in seinem Wesen begrenzt und auf ungesunde Weise anpasst.

Auch in Zukunft wird es mehr und mehr darum gehen, die eigene Individualität nach außen zu tragen. Wir gehen in eine Epoche über, wo der alte, hierarchische Führungsstil abgelöst wird, für den der Manifestor Jahrhundertelang stand. In dieser Übergangszeit darf er Bewusstsein für seine Emotionen schaffen und seine radikale, dominierende Herrschaftsenergie entsprechend transfor-mieren. Zudem ist er aufgerufen, die künftigen Führer der Projektoren mittels provozierender Impul-se in ihre Kraft zu bringen. Mit diesen wird es weg gehen von Hierarchien und Machtgefällen hin zu mehr “Augenhöhe” und weiser, diplomatischer Guidance bei der Potenzialentfaltung des Einzelnen und von Gruppen.

Der Initiator folgt dem Prinzip der Anspannung-Entspannung: In Phasen hoher Energie und Anspannung schiebt er Projekte und Prozesse an, während dann eine zeitlich angemessene Periode der Regeneration folgen muss. Oftmals tut er sich schwer damit, sein Erholungsbedürfnis zu achten und nicht einfach weiterzupowern. Indem er jedoch dem eigenen Rhythmus folgt, wird er zum lebenden Beispiel dafür, dass wir alle etwas Anderes brauchen und unseren Lifestyle darauf abstim-men dürfen, anstatt gleichgeschaltet 24/7 zu ackern.

Ausgestattet mit einem großen Freiheitsbedürfnis dient er als Vorbild, hierfür aufzustehen, damit auch Andere sich und die eigenen Bedürfnisse ernstnehmen, an sich und überholten Prägungen ar-beiten bzw. für notwendige Veränderung. Er fordert uns auf, uns selbst die Freiheit auf ein uns ge-rechtes Leben zu nehmen und uns nicht dem Diktat verkrusteter Konventionen zu unterwerfen. Gleichzeitig dürfen sie zeigen, dass (Selbst-) Führung auch in Frieden und mit emotionalem Bewusst-sein möglich ist.

Nicht-Selbst-Thema und Signatur des Manifestors

Wie jeder Typ gibt es auch für ihn einen eingebauten Kompass, der ihm signalisiert, wenn etwas nicht rund läuft. Wut ist für ihn dieser Hinweis. Fühlt er sich zu stark reglementiert und einge-schränkt oder hat er mal wieder vergessen zu informieren und ist einfach blitzartig gestartet, ent-steht Widerstand und Unverständnis von Seiten der Umgebung. Das wiederum erzeugt im Manifes-tor Wut, weil er sich in seinem Wesen und mit seinen bahnbrechenden Visionen abgelehnt und aus-gebremst fühlt. Er erleichtert sich und Anderen das Leben, wenn er sie einbindet, informiert und nicht dampfwalzenartig vor vollendete Tatsachen stellt.

Frieden ist die Signatur des Initiators, und das, wonach er sich im Innersten sehnt. Allerdings bewirken seine Aura, die provozierenden Handlungen, das oftmals unbeabsichtigt triggernde Verhal-ten und Wesen häufig das genaue Gegenteil – nämlich Zurückweisung, Abwertung und Neid. Es schmerzt ihn zutiefst, verkannt oder – womöglich als arrogant und maßlos – verurteilt zu werden. Das ist etwas, was er bereits aus seiner Kindheit kennt. Aus Angst und Selbstschutz schlägt er dann vielleicht (verbal) um sich, beginnt sich und seine Natur in Frage zu stellen und nimmt Reaktionen persönlich. Dabei darf er erkennen, dass er Menschen als lebendiges Beispiel gerade durch sein So-Sein und die eigene Transformationskraft in allen Kontexten in Richtung Weiterentwicklung katapul-tiert. Offenheit für seine Ideen, Verständnis für das Tempo, die mutative Lebensführung, sowie für sein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und unregelmäßigen Rückzugsphasen unterstützen ihn. Das gilt ebenso für die freundliche Erinnerung daran, seiner Strategie des Informierens um des lieben Frie-dens willen zu folgen. Umgekehrt will auch er eingebunden und – in Maßen! – informiert werden.